Gefühlt in Kanada: Herbstfotografie am Rursee in der Eifel
- Christian Windeck
- 1. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Nov.
Nach wochenlangem Mistwetter war es vergangenen Donnerstag endlich soweit: Ein Vormittag mit wenigen Wolken und echtem Sonnenschein. Das Grau in grau der letzten Zeit hatte mich mehr deprimiert als gedacht – umso glücklicher war ich nach dem allmorgendlichen Blick aus dem Fenster. Kurzentschlossen nahm ich einen halben Tag Urlaub, verschob die Arbeit nach hinten und fuhr mit dem Auto aus Bonn in die Eifel.
Ende Oktober zeigt sich die Eifel in ihrer ganzen Pracht, und ich hatte mir vorgestellt, dass das mit dem an diesem Vormittag großartigen Licht ziemlich traumhaft aussehen muss. Nach einer kurzen Google-Recherche – weil ich bei spontanen Trips wie diesem nie so ganz genau weiß, wo es hingehen soll – fiel die Entscheidung auf den Rursee. Von Bonn aus sind das gut 1 Stunde und 10 Minuten Fahrt. Und was soll ich sagen: Mit dem Rursee als Fotospot kann man gar nichts falsch machen.
Der Beach Club Eifel in Nideggen: Ein Volltreffer
Nach kurzer Recherche vor Ort steuerte ich den Beach Club Eifel in Nideggen an. Hier war ich schon zwei Mal. Eine sichere Nummer also und man kann – mehr oder weniger - direkt am Wasser parken – perfekt, wenn man nicht unendlich viel Zeit hat. Doch bevor es losgehen konnte, stand eine Entscheidung an, bei der mich massiv nervt, dass sie mich so nervt: Welche Kamera nehme ich mit?

Zu viel des Guten: Fuji GFX 100 RF oder Nikon Zf?
Mein Auto ist mein Kameralager. Wenn ich aus dem Haus gehe, packe ich sie mir immer auf den Beifahrersitz - meine Fuji GFX 100 RF – eine traumhafte Mittelformat-Kamera, die ultrascharfe Bilder mit einer Farbdynamik liefert, die ihresgleichen sucht. Die Landschaftsaufnahmen, die ich mit ihr in den Dolomiten gemacht habe, hauen mich bis heute um. Im Kofferraum lag außerdem die Nikon Zf, die ich seit wenigen Wochen vor allem beruflich sehr stark nutze. Mit „nur" 24,5 Megapixeln auf dem Papier erheblich weniger beeindruckend, aber eine geile Kamera, in die ich mich ziemlich verknallt habe. Im Gegensatz zur Fuji (28mm FF-Äquivalent Festbrennweite) ist die Zf wechselobjektivfähig. Je nach Situation kann ich also die Brennweite wählen, die zur Szenerie passt. An diesem Tag hatte ich Lust auf Telezoom. Also fiel die Entscheidung auf die Zf - zum ersten Mal i Kombination mit dem kürzlich zugelegten Tamron 70-300mm. Eine sauschwere Kombi, die vom Tragekomfort her wirklich nicht vergnügungssteuerpflichtig ist – aber mit enormer Reichweite und wunderbarer Freistellung.
Das Tamron 70-300mm an der Nikon Zf - Ein Leckerchen!
Bis auf wenige Ausnahmen am Ende dieses Beitrags habe ich den gesamten Tag mit diesem Objektiv fotografiert. Und ich bin begeistert. Ich weiß nicht, ob ich unentdeckte Telezoom-Entzugserscheinungen hatte, aber für mein Empfinden sind einige meiner schönsten Bilder der letzten Zeit an diesem Tag und mit eben jenem „Totschläger“ entstanden. Die Kombination aus Tele-Perspektive und Herbststimmung hat top gepasst.

Das Boot – mein Highlight des Tages
Mein Lieblingsbild dieses Tages: Die Sonne spielte mit den Wolken, der herbstliche Laubwald im Hintergrund wurde teilweise angeleuchtet, teilweise lag er im Schatten. Die Lichtstimmung war einfach traumhaft. Im Vordergrund lag ein Boot mit dem bestechend einleuchtenden Namen „Das Boot", leicht im Schatten der Wolken, während die Bäume dahinter in warmem Licht leuchteten. Wahrscheinlich mag ich dieses Bild so sehr, weil es auch jetzt auf dem Bildschirm, ziemlich genau die Stimmung transportiert, die ich vor Ort so beeindruckend fand.

Ebenen und Farben: Die Ausläufer des Rursees
Ein anderes Bild, das mir richtig gut gefällt, zeigt die hintereinander liegenden Ebenen der Uferlandschaft – landschaftliche Ausläufer, die sich zu stapeln scheinen. Das Licht war perfekt, die Farben "smooth" und irgendwie ruhig. Es sieht so gechilled aus, wie es sich angefühlt hat.

Schöner ist es in Kanada jetzt auch nicht!
Yellowstone, Yosemite, Zion, die Rocky Mountains – in Kanada war ich zwar noch nicht, aber nah dran. Auch wenn man die Panoramen Amerikas jetzt nicht 1:1 mit denen der Eifel vergleichen kann, habe ich mir an diesem Morgen gedacht, dass es so ähnlich auch in Kanada aussehen muss. Viel schöner konnte es, zumindest in diesem Moment, für mich dort auch nicht sein.

Wilder Kermeter: Vom See in den Wald
Danach ging es weiter zum Wilden Kermeter – 15 Autominuten entfernt, ein wunderschön angelegter Naturerlebnispfad, der durch einen traumhaften Herbstwald führt. Hier habe ich vor allem Detailaufnahmen gemacht und in der Ferne abgestorbene Baumstämme fotografiert. P.S.: Wenn meine Frau mich beim Knipsen solchen Motiven beobachtet, erkenne ich übrigens immer eine gewisse ratlose Leere in ihrem Blick.

Während des Spaziergangs begegneten mir ein Mitarbeiter des Nationalparks Eifel, die gerade damit beschäftigt war, das Laub von den Wegen zu blasen. Solche Momente mag ich – sie zeigen die Arbeit hinter den Kulissen – Arbeit an die man nicht denkt, wenn man sie nicht zufällig live mitbekommt.

Finale mit dem Sirui 35mm f/1.4
Ganz zum Abschluss habe ich noch einige Bilder mit dem Sirui 35mm f/1.4-Objektiv gemacht – einem neuen China-Objektiv, das den Original-Nikon-Objektiven aus meiner Sicht echte Konkurrenz macht. Es liegt angenehm schwer in der Hand, hat eine solide Metallkonstruktion und einen Blendenring – alles Dinge, die mir bei den Original-Nikon-Objektiven fehlen.
Die Bilder, die es liefert, sind nicht ganz so knackscharf wie mit einem Nikon-Glas – aber mehr als ausreichend scharf für mich. Dafür haben sie ein wunderschönes Bokeh. Und wenn ich so eine Linse an der Kamera habe, möchte ich natürlich möglichst offenblendig fotografieren. Alle Bilder habe ich zwischen Blende f/1.4 und f/2.0 geschossen, und es war mir nicht wichtig, dass jedes Detail gestochen scharf ist. Im Gegenteil – genau diese weiche Melancholie gefällt mir an den Bildern.

Für alle, die jetzt Lust auf das Fotografieren in der Eifel bekommen haben:
Erster Stopp: Beach Club Eifel in Nideggen (Parkplatz direkt am Wasser)
Zweiter Stopp: Wilder Kermeter (eigener Parkplatz vorhanden)
Zeitaufwand: Insgesamt war ich rund 3 Stunden vor Ort unterwegs – Wenn man weniger "herumtrödelt" als ich, spart man sicher eine Stunde.
Kamera: Nikon Zf
Objektiv: Tamron 70-300 f/4,5-6,3 / Sirui 35mm f/1.4











































































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